Inklusion muss in Kitas beginnen

Auszug der Rede von Antonio Florio am 24.10.2019 zu 10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention (BRK)
In der UN-BRK steht unmissverständlich, dass jedes Kind mit Behinderung ein Anspruch auf inklusive Bildung hat. Die Kindertagestätten sind der erste Bereich außerhalb der Familie, in dem Inklusion stattfindet. Aus unserer Sicht ist das die Basis. Hier muss Inklusion ohne Wenn und Aber stattfinden. Kinder mit Behinderung und ohne müssen zusammen aufwachsen, zusammen spielen, lernen und sich gegenseitig auch mal ärgern.
Kinder bekommen dadurch ein Selbstbewusstsein, welches sie für ihr späteres Leben benötigen. Sich ein Selbstbewusstsein zum späteren Zeitpunkt zu erkämpfen ist schwer und es bleibt immer etwas zurück.
Hier kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. Ich war in einem Sonderkindergarten und mein Selbstbewusstsein habe ich erst zu einem späteren Zeitpunkt bekommen. Ein konkretes Beispiel: Beim Kinderarzt traute ich mich nie, in der Spieleecke mit nicht behinderten Kindern zu spielen, weil ich das nie „gelernt“ bzw. den Umgang mit nicht behinderten Kindern nicht hatte. Ich merke auch heute auch noch, dass ich in der Öffentlichkeit nicht so Selbstbewusst auftrete und in Gruppengespräche nicht immer aktiv mitwirke.
Daher kann ich nicht ansatzweise nachvollziehen, dass der Schulkindergarten in dem ich war, im Sommer sein 50. Jubiläum hatte.
Um es sehr deutlich zu formulieren, dieser Schulkindergarten dürfte heute gar nicht mehr existieren. Ausreden wie beispielsweise: Solange sich Eltern nicht beschweren, könne der Landkreis nichts unternehmen, sind vollkommen fehl am Platz.
Wenn Kinder zusammen aufwachsen, wollen sie beim Auszug von den Eltern dann auch konsequenter Weise eine andere Wohnform haben.
Warum?
Weil sie von Anfang an mit nicht behinderten Menschen aufgewachsen sind. Das heißt, diese erwachsenen Menschen mit Behinderung müssen dann zum Beispiel eine Wohngemeinschaft mit Menschen ohne Behinderung bekommen können.

Ziel muss sein, nicht über Inklusion zu reden, sondern diese zu leben. Inklusion muss zur Selbstverständlichkeit werden.